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Kirkpatrick – Erfolgskontrolle in der Weiterbildung 
Von Bruno Schmalen

Wer als Weiterbildner (Trainer, Berater, Coach) erfolgreich ist, dem gelingt es, alle Maßnahmen ganz eng mit den Businesszielen und der Unternehmensentwicklung abzustimmen. Und dem gelingt es, den Erfolg seiner Maßnahmen ganz konkret nachzuweisen. 

Und auch Führungskräfte stehen vor der Herausforderung, den Nutzen von Investitionen in die Kompetenzentwicklung ihrer Mitarbeiter zu erkennen, zu dokumentieren und nachhaltig zu gestalten. 

Und dennoch ist die Erfolgskontrolle noch heute in vielen Trainings-, Coachings- und Beratungsprojekten ein Stiefkind, das sich allzu oft auf den klassischen Feedback-Bogen beschränkt. Wie lange machen Auftraggeber das noch mit? Wie lange machen die Geldgeber, Vorstände und Geschäftsführungen das noch mit? 

Kirkpatrick war wohl der erste, der sich dem Thema der Erfolgskontrolle im Training stellte. 1959 entwickelte er auf der Grundlage seiner Dissertation ein vierstufiges Modell der Erfolgskontrolle. Damit kann man ihn wohl zurecht als den Vater des modernen Bildungscontrollings bezeichnen. 

Kirkpatrick spricht von vier Stufen, die für eine Erfolgskontrolle in Training, Beratung und Coaching beobachtet werden müssen: reaction, learning, behavior und results – Zufriedenheit, Lernen, Verhalten und Ergebnisse. 

Der Anteil der Personalentwickler und Aufraggeber, die mehr wissen wollen, als die Zufriedenheit der Teilnehmer am Ende eines Seminars, wird immer größer. 

• Was haben die Teilnehmer gelernt? 
• Wird das Gelernte vom Teilnehmer am Arbeitsplatz auch umgesetzt?
• Sind messbare Verbesserungen im Unternehmen nachweisbar? Haben diese Auswirkungen auf wirtschaftliche 
  Kennzahlen? 

Genau diese Fragen stellte Kirkpatrick bereits am Ende der fünfziger Jahre. Bis heute sind seine Aufsätze und Bücher nicht ins Deutsche übersetzt. Es findet sich ausschließlich Sekundärliteratur.

Die vier Stufen der Erfolgskontrolle von Kirkpatrick
Jede Stufe im Modell von Kirkpatrick liefert ein genaues Ergebnis bei der Beurteilung einer Weiterbildung. Dabei erhöht sich allerdings auch der Beobachtungs- und Messaufwand mit jeder Stufe. 

Stufe 1: Reaction - Zufriedenheit 
Es geht um die Reaktion der Teilnehmer. Wie zufrieden sind die Teilnehmer mit dem Training oder dem Verlauf des Weiterbildungsprojektes? Themen sind die Methodenvielfalt, die Vollständigkeit des Themas, die Relevanz, das Arbeitsmaterial und die Rahmenbedingungen. Einen Niederschlag hat diese Stufe in den oft üblichen Feedback-Bögen gefunden. Positive Teilnehmerreaktionen zeigen an, dass die Präsentation und das Design des Projektes als gut wahrgenommen wurden. Sie sind aber noch kein Hinweis auf die Qualität des Lernens und erst recht nicht auf die Qualität der Anwendung. Dennoch sind sie ein wichtiger erster Schritt. Es lohnt sich, über die Qualität von Feedbackbögen nachzudenken und für eine gute Qualität zu sorgen. 

Stufe 2: Learning – Lernen 
Lernen bezieht sich bei Kirkpatrick auf eine Erweiterung des Wissens, der Fertigkeiten und Fähigkeiten. Um dies zu ermitteln, empfiehlt Kirkpatrick Tests, Simulationen, Vorgesetztenbeurteilung oder Probearbeiten. Optimal ist, solche Messungen als Pre-Test (vor einer Maßnahme) und Post-Test (danach) vorzunehmen. Dadurch ist Lernerfolg nachweisbar. Die Stufe 2 beginnt daher bereits in der Auftragsklärung. Was weiß der Auftraggeber über das vorhandene Wissen, die vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten? Auf welche „Pre-Tests“ bezieht sich sein Wissen?

Stufe 3: Behavior – Verhalten 
Verändert sich das Verhalten des Teilnehmers nach der Maßnahme? Woran wird die Verhaltensänderung festgemacht? In dieser dritten Stufe rückt der Lerntransfer ins Zentrum der Beobachtung und des Messens. Und genau das empfiehlt Kirkpatrick: Beobachtungen und Tests zum Messen. Um die Beobachtungen valide zu machen, muss auch die Umgebung des Teilnehmers einbezogen werden. Das bedeutet Gespräche mit den Vorgesetzten, Kollegen und/oder Kunden. Mitarbeitergespräche sind ein wichtiges Instrumentarium dieser dritten Stufe. Und dies schrieb Kirkpatrick bereits 1959. 
Er spricht hier in der dritten Stufe vom Aufwand, um valide Ergebnisse zu erreichen. Diese Aufwandsdiskussion wird auch heute noch geführt. Wegen der Kosten für Weiterbildung rufen aber Unternehmer und Auftraggeber immer klarer nach tragfähigen Ergebnisnachweisen in dieser Stufe. Deshalb war es im weiteren Verlauf der Entwicklung von Erfolgskontrolle wichtig, für diese Stufe Tools und Prozesse entwickeln, die den Unternehmen das Bewältigen dieser Aufgabe ermöglichen. Er:Kon setzt als Methode der Erfolgskontrolle genau hier an.

Stufe 4: Results – Ergebnisse 
Results bezieht sich auf den Geschäftserfolg. Wie hoch ist der durch das Weiterbildungsprojekt entstandene Return on Invest? Es wird nicht mehr das isolierte Umfeld des Teilnehmers betrachtet, sondern sein Unternehmen und sein Beitrag zum Unternehmenserfolg. Wurden durh das Training Werte für das Unternehmen geschaffen? Das ist noch die harmlse Frage. Denn die Frage nach den Ergebnissen will eine Antwort darauf, welche Werte geschaffen wurden und wie diese Werte zu taxieren sind. 
• Kosteneinsparung
• Zeitersparnis 
• Qualität 
• Unfallquote 
• Krankheitstage 

Diese Wertkategorien höre ich oft, wenn es in den Gesprächen mit Auftraggebern um Return on Invest geht. Aber auch 
• kürzere Entscheidungsprozesse 
• effektivere Meetings 
• reflektierte Führungskultur
• wachsendes Konfliktlösungspotential 
sind Kategorien, die für Unternehmen wertvoll sind. Wie lassen sie sich in harte, messbare Weiterbildungsbilanzen übersetzen? 

Das Ermitteln von Ergebnissen auf dieser Stufe 4 ist ungleich schwieriger, als auf den Stufen 1 bis 3. Es lohnt sich aber, dieser Frage nachzugehen. Denn auf dieser Stufe erfahren wir etwas über den Wertschöpfungsbeitrag unserer Arbeit als Weiterbildner. Kirkpatrick stößt hier an seine Grenzen. Es bedurfte vieler Jahre Erfolgskontrolle in Prozessen der Weiterbildung, um Instrumentarien zu entwickeln, die hier Antworten liefern. Wir sind heute sicher nicht am Ende der Fahnenstange. Hier wird in vielen Unternehmen und Universitäten geforscht. Vor 56 Jahren entwickelte Kirkpatrick sein Modell. Er ist noch heute – lange nach seinem Tod – ein Pioneer.

Quelle: Evaluating Training Programs - The Four Levels von Donald L. Kirkpatrick (Englisch) Ausgabe Juli 1998 

Bruno Schmalen 
SCHMALEN-Kommunikation und Training 
E-Mail: schmalen@schmalen-online.de 
www.schmalen-online.de

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Text und Fotos: Bruno Schmalen, SCHMALEN-Kommunikation und Training
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